Verdauung bei Pferden
Das passiert in Maul und Magen
Bereits im Maul geschehen wichtige Verdauungsvorgänge. Vor allem Raufutter kaut ein Pferd intensiv, wobei das Einspeicheln einen gleitfähigen Speisebrei entstehen lässt. Bei Kraftfutter neigen viele Tiere zum Schlingen, wobei die Speichelbildung unter Umständen zu kurz kommt. Dabei ist das Einspeicheln auch wichtig, um Magensaft und –säure sowie Natriumhydrogencarbonat zu bilden. Durch das Kauen werden zudem die Bauchspeicheldrüse angeregt und die Sekretion der Verdauungsenzymen eingeleitet. Da längeres Kauen gesünder ist, kann die Anzahl der Kauschläge pro Minute als Hinweis auf die Verdaulichkeit des Futters gelten. In vielen Fällen ist ein Pellet aus Raufutter besser für die Verdauung als ein Müsli, das weniger zum Kauen anregt.
Entsteht ein homogener Futterbrei, wird einer Magenverklumpung ebenso vorgebeugt wie einer Schlundverstopfung. In diesem Sinne sollten Sie das Raufutter vor dem Kraftfutter geben. Nach dem Schlucken gelangt der Speichel in den Pferdemagen, der ein Volumen von rund 18 Litern hat. Er liegt relativ weit vorn, nämlich im von den Rippen geschützten Teil der Bauchhöhle. Das Futter wird im Magen geschichtet und mit Magensaft versetzt. Dazu wird 24 Stunden täglich Säure gebildet, die ungünstige Bakterien abtöten kann. Der Speisebrei dagegen ist basisch. Wie lange Futter im Magen verweilt, hängt von seiner Beschaffenheit ab. Raufutter etwa bleibt nur etwa eine Stunde im Magen. Bei Getreide und Fertigfutter kann die Aufenthaltszeit durchaus fünf Stunden betragen. Der Magensaft kann einen lockeren, klumpenfreien Speisebrei am besten so durchsäuern, dass es zu keiner Fehlgärung kommt, welche zu Magenkoliken führen kann.
Die Vorgänge im Dünn- und Dickdarm
Der weitere Weg des Pferdefutters führt vom Dünndarm in den Dickdarm. Im Darm befinden sich zahlreiche Mikroorganismen, die aus dem Speisebrei Vitamine und Nährstoffe extrahieren, die der Pferdeorganismus braucht. Gab es ungenügende Mengen von Raufutter, können die Mikroorganismen nicht richtig arbeiten. Zuviel Stärke ist ebenfalls ein Problem für die kleinen Helfer im Darm. Da sie Getreidereste nicht korrekt bearbeiten können, kann es zu Blähungen oder Koliken kommen.
Im Dünndarm findet der enzymatische Aufschluss der schnell verdaulichen Kraftfutterbestandteile statt. Die Passage dauert rund eineinhalb Stunden. Aufgrund dieser Geschwindigkeit empfehlen sich kleine, häufige Kraftfuttergaben. Die Faseranteile von Heu und Stroh werden überwiegend direkt zum Dickdarm weitergeleitet. Dieser besteht aus dem Blinddarm sowie dem großen und kleinen Kolon. In den Gärkammern des Dickdarms werden die „unverdaulichen“ Nahrungsbestandteile der Rohfasern aufgeschlossen. Derartige Rohfasern kommen etwa in Laub, Kleie, Rüben, Heu und Gras vor. Die Mikroorganismen des Darms machen aus deren Zellulose, Hemicellulose und Pektin hochverdauliche Fettsäuren und B-Vitamine. Dafür brauchen sie bis zu 48 Stunden. Die entstehende Essig-, Milch- und Propionsäure wird für den Energiehaushalt des Pferdes verwendet. Damit die körpereigenen Mikroorganismen überleben können, braucht das Futter einen bestimmten minimalen Rohfasergehalt.
Zahlen und Fakten zur Verdauung
Der Dünndarm eines Pferdes fasst durchschnittlich 64 Liter. In den Dickdarm passen dagegen 130 Liter. Hier verbringen die Reste des Speisebreis die meiste Zeit. Dadurch kann ein Pferd auch mit recht karger Nahrung gut leben. Die Vorfahren der heutigen Reitpferde lebten schließlich in Steppen und fraßen den Großteil des Tages Gras, Laub und Ähnliches.
Speichel produzieren Pferde übrigens nur dann, wenn sie wirklich kauen. Dies tun sie jeweils nur auf einer Seite, wobei diese häufig gewechselt wird. In jeder Minute schafft das Pferd rund 60 bis 80 Kieferschläge. Dementsprechend kaut ein Pferd an einem Kilogramm Heu zwischen 3000 und 6000 mal und braucht rund 40 Minuten dafür. An einem Kilogramm Hafer kaut ein Pferd durchschnittlich nur 10 Minuten, in denen es 1000 Kieferschläge ausführt. Raufutter ist daher in Sachen Einspeichelung die bessere Wahl.
Ob Ihr Pferd gesund ist und seine Verdauung intakt ist, können Sie unter anderem an der Beschaffenheit des Kots sehen. Dieser besteht aus den unverdaulichen Reststoffen. Normalerweise sollte seine Form der von kleinen Äpfeln gleichen. Farblich gilt eine Grün-Braun-Gelb-Mischung als normal. Ein Tierarzt kann bei Abweichungen auf Verdauungs- oder Gesundheitsprobleme schließen. Verdächtig ist beispielsweise breiiger und unangenehm riechender Kot. Dieser kann darauf hinweisen, dass das Futter im Darm nicht ausreichend aufgeschlossen und verwertet wurde. Eine beginnende Verstopfung zeigt sich dagegen durch trockenen, hellen und harten Pferdekot. Die Ursache kann unter anderem die Fütterung von zu viel Kraftfutter oder altem, grobstängeligem Heu bzw. Stroh sein.
Die richtige Fütterung des Pferdes
Damit nicht zu wenig Speichel produziert wird sowie die Magensekretion und die Darmaktivität angeregt werden, sollten Sie Raufutter stets vor Kraftfutter anbieten. So sind die Verdauungsvorgänge schon angeregt, bevor getreide- bzw. stärkehaltige Bestandteile in den Magen-Darm-Trakt gelangen. Generell sind stärkehaltige Kraftfutter auf Getreidebasis in geringeren Mengen zu füttern als rohfaserreiche Kraftfutter. Große Mengen an Getreide und Fertigfutter erhöhen das Risiko für Magengeschwüre, da es zur übermäßigen Vergärung von Stärke kommen kann.
Die Ernährungspyramide für Pferde zeigt am unteren Rand sehr viel Raufutter. Heu, Gras und daraus hergestellte Pellets sollten den überwiegenden Anteil am Futter Ihres Pferdes ausmachen. Obst, Gemüse, Samen, Rinden und Kräuter sollte es in mäßigen Mengen geben. Diese Speisen gelten als gesund und ergänzen das Raufutter. Jahreszeitlich passende Kräuter etwa können nach individuellem Bedürfnis besondere Gesundheitsvorteile haben. Frisches Obst und Gemüse hat oftmals viel Zucker. Bedenken Sie, dass das Urpferd eher selten auf frische Äpfel oder Möhren traf. Entsprechend ist der Organismus heutiger Reit- und Nutzpferde weiterhin vor allem auf große Mengen von Gras ausgelegt.
Alle Formen von Getreide sollte es nur selten geben. Kaum bis niemals sollten sich Öle, wie Sonnenblumenkerne oder Leinsamen im Futter befinden. Denken Sie auch daran, dass ein Pferd im Winter mehr Heu als im Sommer benötigt, um den Körper warm zu halten.
Generell haben Pferde einen hohen Wasserbedarf. Wie beim Menschen ist der konkrete tägliche Bedarf vom Wetter, dem Essen und der körperlichen Belastung abhängig. Wird viel Raufutter gefressen, wird mehr Flüssigkeit benötigt – ebenso bei heißer Witterung und starkem Schwitzen. Ein erwachsenes Warmblut kann folglich täglich zwischen 40 und 70 Liter Wasser brauchen. Denken Sie daran, die Tränkanlagen regelmäßig zu reinigen, damit keine Bakterien oder Pilze ins Trinkwasser geraten. Die Flüssigkeit, die reinkommt, muss auch wieder raus. Deswegen ist es keine Seltenheit das es in der Pferdebox schnell mal unangenehm nach Ammoniak riecht. Streuen Sie die Box deshalb mit einer Schicht aus Einstreu ein. Hochwertiges Pferdeeinstreu bindet nicht nur die Ammoniakbildung, sie hat auch eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme wodurch das Ausmisten deutlich verringert wird. Allspan German Horse Bioaktiv Einstreu ist zum Beispiel zusätzlich mit Mikroorganismen angereichert, wodurch es erst zu keiner Ammoniakbildung kommt.
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