Schlundverstopfung beim Pferd
Das „Ventil“ zwischen Speiseröhre und Magen ist so konstruiert, dass es nur in eine Richtung durchlässig ist. Rinnt also Futterbrei aus Maul oder Nüstern, kann dieser gar nicht aus dem Magen stammen, sondern rührt von einem Hindernis in der Speiseröhre her, der sogenannten Schlundverstopfung. Dabei bleiben Futterstück in der Speiseröhre stecken, diese verkrampft und das Pferd kann kein Futter mehr zum Magen schieben. Eine Situation, in der sofort ein Tierarzt gerufen werden sollten, denn von allein löst sich die Verstopfung in der Speiseröhre nur in den seltensten Fällen.
Ursachen der Schlundverstopfung
Bei der Speiseröhre handelt es sich, vereinfacht gesagt, um einen langen, sehr muskulösen Schlauch. Dieser transportiert über wellenförmige Kontraktionen das Futter vom Kehlkopf zum Magen. Eine Schlundverstopfung entsteht also immer durch zu große, zu hastig herunter geschlungene Futterstücke. Die großen Stücke können durch die Kontraktionen nur bedingt weiter transportiert werden – sie bleiben irgendwo in der Speiseröhre stecken. Da aber der Muskelschlauch seine Aufgabe trotzdem erfüllen will, wird er sich weiter zusammenziehen, um den Klumpen mit mehr Druck zu bewegen. Die Speiseröhre verkrampft, das löst dann auch den Würgehusten aus, weil das Pferd die Enge im Hals gerne loswerden möchte. Teilweise drückt der Futterbrocken auch auf die angrenzende Luftröhre und verursacht dadurch den Husten.
Wie gelangt also so ein unpassendes Futterstück in die Speiseröhre? In den meisten Fällen, wenn besonders wohlschmeckendes Futter wie Äpfel oder Karotten in vermeintlich praktischen Stücken angeboten wird. Auch die kleinen, herabgefallenen Äpfel und Birnen auf Streuobstwiesen sind eine Gefahr. Solche Stücke werden nicht ausreichend gekaut, sondern schnell geschluckt und sind dadurch nicht ausreichend eingespeichelt, um gut weitertransportiert werden zu können. Manchmal passiert das auch bei eigentlich passender Größe des Futters, etwa wenn das Pferd im Offenstall oder in einer Stresssituation zu hastig frisst und ohne kauen herunter schlingt. Einige Pferderassen, wie beispielsweise Friesen, neigen auch dazu, durch stellenweise nachlassende Festigkeit der Muskulatur „Taschen“ in der Speiseröhre auszubilden, in denen sich dann Futter verfangen kann.
Symptome der Schludverstopfung
Pferde mit verstopfter Speiseröhre sind an einigen sehr charakteristischen Merkmalen zu erkennen. Zunächst ist da die Körperhaltung. Das Pferd hat den Kopf wie zum Husten Richtung Boden gesenkt und streckt ihn nach vorne, um die Unterhalsmuskulatur zu entlasten. Die ganze Körperhaltung wirkt dabei verkrampft und angespannt. Die meisten Pferde „husten“ auch, das klingt jedoch weniger nach Husten als nach Würgegeräuschen. Damit versuchen die Pferde, sich selbst von dem störenden Klumpen im Hals zu befreien. Leider gelangen dabei auch oft Nahrungspartikel in die Lunge, die eine schwere Lungenentzündung auslösen können – ein Tierarzt muss daher immer zu rate gezogen werden!
Nimmt man einen solchen krampfigen „Würgehusten“ wahr, sollte man das Pferd genau beobachten. Manchmal haben die Pferde Glück, und das Hindernis saß ganz oben in der Speiseröhre und wird auf diese Weise wieder ausgespuckt. Meistens aber ist das nicht der Fall, stattdessen rinnt Nahrungsbrei aus dem Maul oder aus den Nüstern. Das ist das typischste Symptom einer Schlundverstopfung beim Pferd, spätestens dann besteht keine Verwechslungsgefahr mit anderen Krankheiten mehr. Wer geschickte Finger hat, kann auch vorsichtig die Speiseröhre entlang tasten, ob irgendwo eine harte, verdickte Stelle zu finden ist. Dort sitzt der Futterbrocken im Hals fest.
Behandlung von Schlundverstopfung
Eine Schlundverstopfung muss immer durch einen Tierarzt behandelt werden, den Sie sofort verständigen sollten, wenn Sie Anzeichen dafür entdecken. Bis zu seinem Eintreffen können Sie (nach Rücksprache mit dem Tierarzt) vorsichtig versuchen, den Futterklumpen, je nach Position, nach oben oder nach unten zu massieren. Bitte nur mit wenig Druck, da es sonst zu Schäden an der Speiseröhre kommen kann. Besser, Sie warten auf den Tierarzt und versucht nur dem Pferd die Entspannung des Halses zu erleichtern: Vorsichtige Bewegung im Schritt, Eindecken und Wärmen des Halses können die Muskeln wieder entkrampfen.
Der Tierarzt spritzt dem Pferd etwas krampflösendes, eventuell auch noch eine leichte Sedierung und versucht dann, den Futterklumpen aus der Speiseröhre zu entfernen. Entweder durch Massage oder durch Spülung mit einer Nasen-Schlund-Sonde. Letztere weicht einen zu wenig eingespeichelten Futterbrei auf, sodass dieser in den Magen transportiert werden kann. Gelingt das nicht, muss das Pferd unbedingt in eine Klinik. Dort kann die Schlundverstopfung operativ beseitigt und das Pferd intensiv betreut werden. Ist die akute Phase vorüber, bekommt das Pferd Antibiotika gegen eine eventuelle Lungenentzündung verabreicht und muss 24 Stunden fasten. Einige Tage danach sollte es nur eingeweichtes Futter erhalten.
Einer Schlundverstopfung vorbeugen
Eigentlich ist es einfach, einer Schlundverstopfung beim Pferd vorzubeugen: Sie müssen darauf achten, dass Ihr Pferd nicht hastig frisst und das Futter immer in passender Größe angeboten bekommt. Meist gelingt das auch, eine Schlundverstopfung gehört daher zu den verhältnismäßig seltenen Erkrankungen des Pferdes, weit häufiger führt falsches Futter zu Koliken.
Äpfel, Karotten, Birnen und anderes Obst sollten Sie entweder im Ganzen oder in entsprechend kleinen Stücken verfüttern. Ein aufgeregtes oder auf eine Aufgabe konzentriertes Pferd kaut weniger sorgfältig. Wähle daher ausreichend kleine Leckerlis oder zerkleinere sie entsprechend, zum Beispiel durch in Scheiben schneiden oder in der Mitte durchbrechen. Kontrolliere die Weiden Ihres Pferdes auf mögliches Streuobst und sorge immer für genügend Raufutter, sodass das Pferd sich nicht ausgehungert auf sein Futter stürzt, wenn dieses verteilt wird.
Bei Risikokandidaten hilft eine Fütterung aus Heunetzen sowie ein Einweichen des Futters, einer Schlundverstopfung vorzubeugen. Eine Gefahr jedoch lässt sich nur schwer komplett ausschalten: Wohlmeinende, aber ahnungslose Spaziergänger, die den Pferden auf der Weide Futter zustecken. Warnschilder mit Erklärungen, Gespräche mit den Passanten und eventuell ein zweiter Stromzaun etwa einen Meter vor dem eigentlichen Weidezaun bei stark frequentierten Wegen sind ein paar der Möglichkeiten, dieses Risiko zu minimieren. Haben die Pferde ausreichend Futter, sind sie aber meist gar nicht so an den Spaziergängern interessiert. Ein Heunetz oder eine große Raufe mit Heu sind daher in den meisten Fällen die beste Vorbeugemaßnahme.
FAQ: Schlundverstopfung bei Pferden
Wie entsteht eine Schlundverstopfung beim Pferd?
Eine Schlundverstopfung beim Pferd entsteht durch das zu hastige Herunterschlingen von zu großen Futterstücken. Diese großen Stücke können aufgrund der Kontraktionen nicht ordnungsgemäß transportiert werden und bleiben in der Speiseröhre stecken.
Wie erkennt man eine Schlundverstopfung bei einem Pferd?
Eine Schlundverstopfung ist eine ernsthafte Erkrankung, bei der das Futter in der Speiseröhre des Pferdes stecken bleibt. Symptome können sein: Speichelfluss, Unruhe, verkrampfte Haltung, Versuche zu würgen oder das Futter aus dem Maul fallen lassen.
Welche Behandlungsmethoden gibt es für Schlundverstopfung bei Pferden?
Bei Anzeichen einer Schlundverstopfung sollten Sie sofort einen Tierarzt kontaktieren. Bis zu seiner Ankunft können Sie, nach Absprache, den Futterklumpen sanft massieren. Es ist wichtig, den Hals des Pferdes zu entspannen und zu wärmen. Der Tierarzt wird versuchen, den Futterklumpen mittels Medikamenten oder einer Nasen-Schlund-Sonde zu entfernen. Falls dies nicht gelingt, ist eine Klinikbehandlung erforderlich. Danach sollte das Pferd Antibiotika erhalten, 24 Stunden fasten und anschließend nur eingeweichtes Futter bekommen.
Wie kann man Schlundverstopfung bei Pferden vorbeugen?
Zur Vorbeugung von Schlundverstopfung sollte man darauf achten, dass das Pferd sein Futter gut kaut. Dies kann erreicht werden, indem man das Futter in kleinere Portionen aufteilt und sicherstellt, dass es ausreichend Wasser zur Verfügung hat. Es ist auch ratsam, das Pferd regelmäßig von einem Tierarzt untersuchen zu lassen, um mögliche gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen.