Autor: Yvonne Seyfert
Yvonne Seyfert
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Hufeisen bei Pferden
20.10.2020

Hufeisen bei Pferden

Wildpferde versus Reitpferde

Wer pauschal behauptet, kein Pferd bräuchte Hufeisen, der lässt die unterschiedlichen Lebensformen von Pferden unberücksichtigt. Pferde in freier Wildbahn gehen selbstverständlich nicht regelmäßig zur Pferdepediküre und lassen sich das Horn ihrer Hufe feilen oder gar ein Hufeisen verpassen. Aber das brauchen sie auch nicht, denn sie laufen täglich so viel, dass der natürliche Hufabrieb gewährleistet ist. Ist ein Wildpferd am Huf verletzt oder bricht es sich ein Stück Horn ab, schont es sich instinktiv, bis der Huf wieder voll belastbar ist. 

Reit- und Nutztiere hingegen sind den räumlichen und bewegungstechnischen Möglichkeiten ihres Stellplatzes und ihrer Besitzer ausgesetzt. Sie stehen häufig längere Zeiten im Stall und haben auch auf einer Weide nur begrenzten Auslauf. Das kann zu unzureichendem Hufabrieb führen. Die Hornhaut am Huf wächst nach und muss regelmäßig abgeschnitten werden, um Verwachsungen und schmerzenden Stellen vorzubeugen. Auf der anderen Seite sind die Belastungen der Hufe von Reitpferden erhöht, da sie zusätzlich zu ihrem eigenen auch das Gewicht des Reiters tragen müssen. Benötigte Schonhaltungen der Hufe werden leider nicht immer erkannt oder berücksichtigt. Eine natürliche Regeneration der Hornhaut ist im Reitbetrieb selten gegeben. In diesem Fall kann eine Behandlung durch den Hufschmied erforderlich und ein Hufeisen sinnvoll sein. Hauptgrund für den Hufschutz bei den heutigen Stallpferden ist aber meist die geringere Bewegung. Während freilebende Pferde Märsche von bis zu 30 Kilometern am Tag zurücklegen, drehen Hauspferde häufig nur ein paar Runden auf dem Platz oder auf einer kleinen Weide.

Pferdehuf

Der Huf – Funktion und Pflege

Pferde sind sogenannte Einzeher, das heißt, sie berühren nur mit der Mittelzehe den Boden. Diese Mittelzehe ist von Horn umgeben, was auch als Hornschuh bezeichnet wird. Dieser Schuh schützt die Mittelzehe des Pferdes und gewährleistet somit das Überleben des Tieres. Denn Pferde sind geborene Fluchttiere und somit auf die gut funktionierenden Gliedmaßen und Hufe angewiesen. Pferde können in den unterschiedlichsten Klimazonen leben, und der Huf ist in der Lage, sich den wechselnden Witterungsbedingungen und harten und weichen Böden anzupassen.

Auch müssen die Hufe die Stoßwirkung jedes Schrittes und Sprungs abfedern können, um Schäden an den Gelenken des Pferdes zu verhindern. Sein vorderer, starrer Teil ist für die Standfestigkeit des Pferdes zuständig, während der hintere, flexiblere Teil für die Stoßabfederung sorgt. Der Huf hat also starke Ressourcen, sich selbst zu regenerieren. Daher sollte er auch nicht überpflegt werden. Pferdebesitzer meinen es oft gut, wenn sie die Hufe ihrer Pferde mit Huffett oder Huflack einreiben, um dem Huf Feuchtigkeit zuzuführen. In den meisten Fällen ist der Huf jedoch in der Lage, die Feuchtigkeit seiner Hornschicht von selbst zu regulieren. Nur sehr trockene und rissige Hufe können zusätzlich mit Huffett gepflegt werden. Das Horn am Huf wächst – wie die Finger- und Zehennägel beim Menschen – stetig nach und muss von Zeit zu Zeit gekürzt werden. 

Bei domestizierten Pferden übernimmt das in aller Regel ein Hufschmied. Wichtiger Bestandteil der Hufpflege ist das regelmäßige Auskratzen durch den Besitzer, um Entzündungen oder Druckstellen zu vermeiden. Für die Gesundheit des Hufes ist zudem eine saubere Box, eine natürliche Einstreu sowie eine artgerechte und ausgewogene Ernährung von zentraler Bedeutung. Für die richtige Haltung im Stall können Sie passende Stallmatten auslegen, die schonen nicht nur die Hufe, Mist und Urin können nicht im Boden versickern. 

Hufeisen

Hufeisen oder Barhuf?

Es mag sein, dass Pferde in der freien Natur ohne Hufschmied und Hufeisen gut zurechtkommen, aber die veränderten Belastungen der Stallhaltung und des Reitbetriebes machen eine besondere Pflege der Hufe erforderlich. Für diese Pferde ist eine regelmäßige Behandlung durch den Hufschmied – etwa alle sechs Wochen – notwendig. Ein guter Hufschmied untersucht nicht nur den Huf, sondern fragt den Besitzer oder Pfleger auch nach den Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten des Tieres sowie nach der Beschaffenheit der Untergründe, auf denen das Pferd überwiegend läuft. 

Häufig stellen die Hufschmiede fest, dass die Durchblutung des Hufes durch mangelnde Bewegung unzureichend ist, was zu einer verschlechterten Hornqualität führen kann. Hier kann der Einsatz von hufschützenden Elementen, wie zum Beispiel dem Hufeisen, unerlässlich sein. Auch die Fütterung nimmt Einfluss auf die Beschaffenheit des Hufes. Nicht selten wird Pferden im Stall zu viel Futter zur Verfügung gestellt, was zu einer Überfütterung des Tieres führen kann. In Kombination mit zu wenig Bewegung kann das fatale Folgen haben – nicht nur für die Hufe. Der gesamte Stoffwechsel des Pferdes verändert sich und wird träge. Auch der Huf wird schlechter durchblutet und kann kleinere Risse und Verletzungen aus eigener Kraft schlechter ausgleichen. 

In diesem Fall kann ein Hufbeschlag die richtige Methode sein, um dem Pferd unnötige Schmerzen des überlasteten und fehlbelasteten Hufes zu ersparen. Manchmal haben Pferde auch eine angeborene oder durch Fehlbelastung entwickelte falsche Hufstellung. Diese kann erfolgreich durch ein Hufeisen korrigiert werden.

Checkliste Hufeisen

Wann Hufeisen:

  • Das Hufeisen schützt den Huf des Pferdes auf allen Untergründen.
  • Falsche Hufstellungen können durch Hufeisen korrigiert werden.
  • Für Pferde mit zu kleinen Hufen können Hufeisen eine gute Unterstützung sein.
  • Für Pferde, die in unebenem Gelände geritten werden oder schwere Arbeit verrichten müssen, sind Hufeisen sinnvoll.
  • Bei starker Belastung, zum Beispiel im Reitbetrieb, bilden Hufe mitunter nicht genug Keratin nach.
  • Durch Hufeisen kann man dem Auseinanderbrechen der Hufe vorbeugen.

Wann Barhuf:

  • Pferde, die selten auf Asphalt oder steinigem Boden laufen müssen und nicht übermäßig häufig geritten werden, können auch ohne Hufeisen zurechtkommen.
  • Ist der Auslauf auf der Weide sehr groß, können die Pferde durch genügend Bewegung das überschüssige Horn von selbst ablaufen.
  • Hufpfleger sollten hinzugezogen werden, wenn das Pferd keine Eisen trägt, um den Huf regelmäßig auszuschneiden, zu feilen und gegebenenfalls seine Stellung zu korrigieren.

Hinweis zum Thema Reiten

In unserem Leitfaden rund ums Reiten geben wir weitere Informationen für Anfänger und Tipps rund um das Reiten lernen in Dresden