Anatomie des Pferdes: Das Auge
Der Schwerpunkt des Pferdeauges richtet sich dabei vor allem auch nach unten auf den Boden, um eine dort lauernde Gefahr schnell zu erkennen. Deshalb scheuen Pferde auch oft vor auf dem Boden liegenden Objekten oder Pfützen. Viele Rennfahrer oder Reiter benutzen daher bei leicht zu erschreckenden Pferden große Nasenschoner auf dem Nasenriemen, um den Pferden sozusagen „den Blick nach unten zu versperren“.
Der „Tote Winkel“ im Sichtbereich des PferdesIm Nüsternbereich mit circa 1 Grad und im Schweifbereich mit etwa 4 bis 6 Grad hat das Pferd die einzigen toten Winkel, in denen es ohne den Kopf zu bewegen nichts sehen kann.
Das Pferdeauge
Die Lederhaut ist ein hartes, weißes Bindegewebe, dass das Pferdeauge schützend umhüllt. Darunter befindet sich eine dünne und pigmentierte Aderhaut. Direkt auf der Lederhaut befindet sich teilweise die zarte Schicht der Bindehaut, die zur Befeuchtung des Auges zuständig ist. Der weitere, nicht von Bindehaut bedeckte Teil auf der Lederhaut ist die Hornhaut, durch die das Licht ins Pferdeauge fällt.
Die Farbe des Auges bestimmt die Iris, die auch Regenbogenhaut genannt wird und bei verschiedenen Pferden unterschiedliche Schattierungen aufweist. Durch sie wird die Lichtmenge reguliert, die durch die Pupille in das Auge fällt. Der Glaskörper bildet das Hauptvolumen des Pferdeauges und liegt dabei hinter der Linse, die sich an die Pupille anschließt.
Der Glaskörper und das Kammerwasser wirken dabei wie Flüssigkeitslinsen und tragen so zur Fokussierung des Lichts auf der Netzhaut bei. Die Fotorezeptoren – also Stäbchen und Zapfen – sind in der Aderhaut enthalten und bilden mit dieser die innerste Zellschicht des Pferdeauges. Bei Lichteinfall senden die Fotorezeptoren Signale aus. Diese werden über den Sehnerv weitergeleitet an das Gehirn, um dort verarbeitet zu werden. Zum „scharf stellen“ der Bilder ändert sich wie beim Menschen die Form der Linse. Bei nahen Gegenständen wird die Linse kugelförmig, bei weiter entfernten Objekten flach.
Die Besonderheit der Augenanordnung
Durch die vordere Anordnung unserer menschlichen Augen überschneiden sich unsere Sehfelder, was das sogenannte binokulare Sehen ermöglicht. Durch die seitliche Anordnung der Pferdeaugen jedoch kann ein Pferd nur in einem Winkel von 60 bis 90 Grad dreidimensional sehen. Das restliche Sichtfeld wird immer nur jeweils von einem Auge erfasst. Dies nennt man monokulares Sehen. Aber durch Erfahrung können die Pferde dennoch Entfernungen einschätzen.
Für eine scharfe Fokussierung jedoch muss auch das Pferd seinen Kopf in die entsprechende Richtung zu den Gegenständen drehen, um binokulares Sehen zu ermöglichen.
Doch die Schärfe des erzeugten Bildes ist eine andere als die beim Menschen, da die Linse nicht so feinmotorisch arbeitet. Man geht davon aus, dass alles was mehr als zehn Meter entfernt ist, nur verschwommen wahrgenommen werden kann.
Blaue Augen bei Pferden
Normalerweise haben Pferde eher dunkle Augen in verschiedenen Brauntönen. Sie ist wie bei uns Menschen genetisch bedingt. Aber es gibt auch Ausnahmen bei verschiedensten Rassen, bei denen die Augenfarbe heller und bläulich ist. Das hängt von der Pigmentierung der Iris ab. Sollten in der Iris keine Pigmente vorhanden sein - wie bei Albinos – entsteht eine rote Augenfarbe. In unserem Leitfaden rund ums Reiten geben wir weitere Informationen für Anfänger und Tipps rund um das Reiten lernen in Dresden.
Können Pferde Farben sehen
Ja! Aber nicht so, wie wir Menschen es können, da es in ihrer Evolution nicht so wichtig war, genaue Farben zu erkennen.
In der Netzhaut gibt es sogenannte Stäbchen und Zapfen. Es sind Sinneszellen, die zwei komplett unterschiedliche Funktionsweisen besitzen. Stäbchen können keine Farben wahrnehmen und sind sehr lichtempfindlich. Sie sprechen auf das Licht der Dämmerung und der Nacht an und erzeugen dabei Schwarz-Weiß-Töne.
Zapfen hingegen werden erst durch stärkeres Licht erregt und ermöglichen die Farbwahrnehmung. Sie benötigen aber Tageslicht, um aktiv zu werden. Stäbchen hingegen sind im hellen Licht jedoch nicht funktionsfähig. Menschen besitzen etwa 125 Millionen Stäbchen und 6 Millionen Zapfen. Pferde hingegen haben weniger Zapfen als Menschen. Genaue Zahlen kann die Wissenschaft jedoch noch nicht liefern.
Zapfen lassen sich in 3 verschiedene Zapfentypen unterscheiden: Rot-, Grün- und Blau-Zapfen. Dabei bezieht sich die Bezeichnung auf die Wellenlänge des Lichts, die jeweils am stärksten absorbiert wird. Die Mischung der Farben wird durch die unterschiedlich starke Erregung der Zapfentypen erzeugt.
Die beim Menschen bekannte Farbenblindheit entsteht also aus fehlenden oder defekten Zapfentypen.
Während Menschen alle drei Zapfentypen besitzen haben Pferde nur zwei. Und zwar die für Blau und Grün.
Augenkrankheiten bei Pferden
Die am meisten gefürchtetste Augenerkrankung beim Pferd ist die „Periodische Augenentzündung“ (auch Mondblindheit genannt). Der wissenschaftliche Name heißt Equine rezidivierende Uveitis kurz ERU. Sie entsteht durch Bakterien – die sogenannten Leptospiren, die eine Entzündungen hervorrufen und somit die Strukturen des inneren Auges zerstören. Die Folge ist eine Erblindung des Pferdes. Diese Entzündungen kommen in Intervallen. Deswegen auch der Name Mondblindheitentstanden. Die Pferde haben teils starke Schmerzen, Fieber, tränende Augen und eine gerötete Bindehaut. Sie kneifen das Auge zu und reagieren lichtempfindlich. Die Krankheit ist noch nicht ausreichend erforscht und wird bisher mit verschiedenen Augensalben und schmerzstillenden Medikamenten behandelt. Auch eine OP ist möglich und hat schon vielen Pferden helfen können. Dabei wird der Glaskörper des Auges entfernt.
Eine weitere Augenerkrankung ist die Bindehautentzündung. Sie fällt durch ein tränendes Auge auf. Die Bindehaut ist geschwollen und gerötet. Oft juckt sich das Pferd und hat zudem Schmerzen. Manche Pferde bekommen auch Fieber. Die Entzündung kann viele Auslöser haben und durch Bakterien, Viren oder Parasiten entstehen. Oft sind äußere Einflüsse wie Staub, Insekten oder Fremdkörper der Grund für eine Infektion. Behandelt wird auch hier meist mit entzündungshemmenden Salben.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Krankheiten, wie zum Beispiel Grüner Star. Generell sollte man im Falle, dass das Auge des Pferdes tränt oder geschwollen ist, lieber den Tierarzt einmal zu oft rufen als das Augenlicht des Pferdes zu gefährden.
Vor Insekten können im Sommer spezielle Fliegenmasken schützen. Sie werden am Kopf der Tiere befestigt und verhindern, dass Fliegen die Augen und damit die Bindehaut irritieren können. Sehen Sie sich dazu auch den Ratgeber → Lästige Plagegeister - Fliegenspray selbergemacht an. Gegen Fliegen hilft auch ein hochwertiges Pferdeeinstreu.