Autor: Yvonne Seyfert
Yvonne Seyfert
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Allergien bei Pferden
13.10.2023

Allergien bei Pferden

Pferde können, wie auch wir Menschen, auf viele verschiedene Substanzen allergisch reagieren. Die dabei am häufigsten auftretenden Allergien sind auf Insekten, verschiedene Umwelteinflüsse wie Gräser, Pollen oder Pilze sowie Milben und Futtermittel zurückzuführen. Auch eine Stauballergie kann sich bei Pferden entwickeln.

Was ist eine Allergie?

Eine Allergie ist eine extreme Abwehrreaktion des Immunsystems auf bestimmte Stoffe, die in der Regel für den Körper harmlos sind. Im Körper geschehen entzündliche Prozesse, die mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen. Je nach Schweregrad der allergischen Reaktion kann diese in schwerwiegenden Fällen sogar lebensbedrohlich sein. Die Allergie tritt immer dann auf, wenn der Körper mit dem jeweiligen Stoff in Verbindung kommt. Dabei gibt es jedoch auch Unterschiede in der Reaktion des Körpers. Das sogenannte Nesselfieber bei Pferden ist meist eine Sofortreaktion auf bestimmte Umwelteinflüsse wie zum Beispiel auch auf Pflanzen, die auf der Weide stehen und gefressen oder berührt werden. Auch Insektenstiche können bei Überreaktion des Immunsystems zu Nesselfieber führen. Nesselfieber erkennt man an den oftmals großflächigen Schwellungen sowie Lymphstauungen und Fieber.

Der Hauptgrund der Entstehung einer Allergie ist die Haltung der Pferde. Sie werden in den heutigen Ställen leider nicht artgerecht gehalten. Deshalb erkranken besonders Pferde, die die meiste Zeit in der Box stehen. Sie sind dort nicht nur dem Staub und Ammoniak ausgesetzt, ihnen fehlt zusätzlich ausreichende Bewegung, Sonnenlicht und frische Luft. Da sie nur noch in einem sehr ungenügendem Maße Umweltreizen ausgesetzt sind, wird das Immunsystem nicht mehr entsprechend gefordert. Infolge dessen kommt es zur übersteigerten Reaktion auf normalerweise harmlose Stoffe.

Mögliche allergieauslösende Stoffe:

  • Futtermittel
  • Staubpartikel und Blütenpollen
  • Pilzsporen
  • Milben
  • Ekto- und Endoparasiten
  • Sonnenlicht

Um allergieauslösende Stoffe zu identifizieren gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie können durch eine Blutuntersuchung sowie den Intrakutantest, bei dem Allergenverdünnungen unter die Haut gespritzt werden und Tests wie die Biofeld-Haaranalyse untersucht werden.

Vorbeugung allergischer Reaktionen

  • Naturgemäße Fütterung – Heu ad libitum und die Möglichkeit Gras zu fressen
  • Pferdegerechte Haltung – mit viel Auslauf und Kontakt zu Artgenossen
  • Optimaler Mineralstoff- und Spurenelementhaushalt- natürliche Mineralstoffquellen werden vom Pferdedarm optimal verstoffwechselt, synthetische nicht
  • Sinnvoller und überlegter Einsatz von Medikamenten und lokalen Mitteln - weniger ist oft mehr
  • Ätherische Öle, Kräuter und Pflanzen sollten mit Bedacht eingesetzt werden
  • Entfernen von Giftpflanzen wie Johanniskraut oder Goldrute
  • Kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Pestiziden beim Futter von Pferden
  • 2 Mal im Jahr Leber, Niere und Darm der Pferde entgiften
  • Staubfreie Einstreu: Diese Produkte sind bestens für Allergiker und Pferde mit Atemwegserkrankungen geeignet.
Pferde fressen Heu

Therapien bei Allergien

Gerade bei akut auftretenden Allergien mit starken Symptomen wie großflächigen Hautveränderungen sowie Schwellungen, Fieber und Photosensibilität sollte eine Notfallbehandlung durch den Tierarzt eingeleitet werden. Anschließend sollte dann eine ganzheitlich wirkende Therapie erfolgen. Vor allem Ursachenforschung sollte dann Priorität haben. Hier helfen gut ausgebildete Therapeuten und Tierheilpraktiker. Ihre Therapie beruht auf eine tiefgreifende Anamnese, bei der alle Lebensumstände des Pferdes mit einbezogen werden. Und genau hier ist auch der Ansatz eines ganzheitlichen Therapiekonzeptes. Sowohl die Fütterung wie auch die Haltung der Tiere sollte umgestellt und optimiert werden.

Bei einer Allergie auf Staub und Pilzsporen muss zwingend auf eine staub- und schimmelpilzfreie Haltung und Fütterung der Tiere geachtet werden. Das bedeutet qualitativ hochwertiges Heu und Kraftfutter zu geben und auch auf eine entsprechende Pferdeeinstreu zu achten.  Sie sollte entstaubt und frei von Pilzsporen sein.

Grundlegend ist es allerdings wichtig, auf die Regulation des Immunsystems zu achten. Aber Vorsicht! Hier ist es kontraproduktiv immunstimulierende bzw. -steigernde Präparate zu verabreichen, da das Immunsystem ohnehin schon überreagiert!

Allergien erkennen und behandeln

Die Diagnose einer Allergie gestaltet sich immer schwierig. Dabei müssen Sie einiges beachten. Meist wird sie durch ein Ausschlussverfahren erstellt und dann durch entsprechende Tests untersucht. Bei Allergien gegen Futtermittel lässt sich die Ursache meist schnell abstellen. Bei einer Umwelt- oder Insektenallergie jedoch ist die Behandlung deutlich schwieriger. Und leider können hier meist auch nur die Symptome behandelt werden, da sich die Ursache schwer finden lässt. Bei einer Allergie gegen Insekten, auch Sommerekzem genannt, kann man den Juckreiz lindern und durch entsprechende Insektenabwehrdecken und -sprays die Insektenzahl eindemmen. Auch ist es sinnvoll, das Pferd in der Nacht auf die Wiese zu lassen da in dieser Zeit deutlich weniger Insekten umherfliegen.

Eine Desensibilisierung ist bei Pferden leider sehr schwierig. Gerade bei Insektenallergie geradezu unmöglich, da von den vielen verschiedenen Mückenarten noch nicht alle Allergene bekannt sind.

Bei starken Allergiesymptomen wird in der Regel mit Kortison behandelt, um eine schnelle Linderung zu schaffen. Kortison sollte jedoch aufgrund der schweren Nebenwirkungen nicht für eine Langzeittherapie eingesetzt werden und wird auch nicht von jedem Pferd gut vertragen.

Sollte Ihr Pferd unter einer Stauballergie leiden, muss die Belastung der Atemwege und der Lunge unbedingt verringert werden. In diesem Fall sollte der Stall Ihres Pferdes ein gutes, staubfreies Klima besitzen. Am Besten ist es, wenn das Pferd den ganzen Tag an der frischen Luft sein kann. Gerade bei der Heufütterung sollten Sie auf staubfreies Heu achten und es zur Not wässern.

Wie bereits beschrieben, ist es schwer die Ursache von Allergien zu finden. Auch die Therapie ist schwierig und muss auf jedes Pferd individuell abgestimmt werden. Wichtig ist, dass man seinem Pferd schon vor einer Erkrankung artgerecht hält und füttert, um eine Allergie gar nicht erst entstehen zu lassen. Wer die Allergie seines Pferdes gut im Griff hat muss allerdings den Rest des Pferdelebens immer auf der Hut sein und auf alle Lebensumstände genau achten, damit sie nicht wieder ausbricht.

In unserem Leitfaden rund ums Reiten geben wir weitere Informationen für Anfänger und Tipps rund um das Reiten lernen in Dresden.