Autor: Yvonne Seyfert
Yvonne Seyfert
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Achtung! Giftige Pflanzen für Pferde
05.10.2023

Achtung! Giftige Pflanzen für Pferde

Giftpflanzen können überall vorkommen

Wie kommt es dazu, dass sich Pferde vergiften. Haben sie nicht einen natürlichen Instinkt, der ihnen sagt, was giftig ist und was nicht? - Zur Beruhigung: Ja, diesen Instinkt gibt es immer noch! Auch wir Menschen haben den im Übrigen immer noch. Nur wird er uns durch die verarbeitete Nahrung, wie wir sie mittlerweile bevorzugen, abtrainiert. Und auch der Instinkt der Pferde leidet unter dem chemisch hergestellten Mischfutter der heutigen Zeit. Beim Instinkt unserer Pferde kommt es also nicht auf ihre Züchtung an, sondern auf ihre Haltung und Fütterung!

Ist der Frühling gekommen startet wieder die Weidesaison für Tausende von Pferden. In ein paar Monaten wird dann auch schon gemäht und Futter für den Winter konserviert und getrocknet. Und dann passiert es! Das Pferd liegt mit Kolikanzeichen in der Box und möchte nicht mehr aufstehen. Drei Boxen weiter hat das nächste Tier dicke Beine und das alte Schulpferd vom Verein ist auf einmal steifer als je zuvor. Es gleicht einem Nierenverschlag, sie bewegt sich keinen Meter mehr. Was ist passiert?

Die Überbewirtschaftung unserer Wiesen gepaart mit immer weniger Wissen um die Grünlandpflege führt uns immer weiter dahin, dass auf unseren Weideflächen Gräser und Unkräuter wachsen, die unseren liebsten Vierbeinern nicht gut bekommen. Ganz im Gegenteil – sie sind giftig für ihren Organismus und können bis zum Tod führen. Viele von Ihnen sind auch in getrockneter Form im Heu noch äußerst giftig und verlieren ihre Toxizität nicht.

Im Folgenden haben wir einmal häufig auftretende, stark giftige Pflanzen, die auf unseren Wiesen wachsen aufgezählt:

Herbstzeitlose

Herbstzeitlose

Diese stark giftige Pflanze gehört zur Familie der Liliengewächse und darf in ihrer Toxizität nicht unterschätzt werden. Sie enthält das hochgiftige Alkaloid Colchicin, das nach einigen Stunden Vergiftungserscheinungen hervorruft und zum Tod führen kann. Die Herbstzeitlose gehört zu den gefährlichsten und giftigsten Pflanzen auf den Grünflächen. 

Achtung: Die Herbstzeitlose kann bei der Heuernte oft unbemerkt ins Futter gelangen. Dort ist sie auch im getrockneten Zustand noch jahrelang giftig und sollte unter strenger Beobachtung aussortiert werden.

Jakobskreuzkraut

Jakobskreuzkraut

In einigen Gebieten ist das Johanneskreuzkraut deutlich auf dem Vormarsch. Es ist vor allem auf wenig genutzten Weideflächen, an Böschungen und Wegrändern zu finden. Es enthält verschiedene Pyrrolizidin-Alkaloide, die chronische Lebervergiftungen hervorrufen. Am giftigsten sind die Jungpflanzen und die gelben Blüten.

Wie bei der gefährlichen Herbstzeitlose ist auch das Jakobskraut in getrocknetem Zustand nach wie vor giftig und darf unter keinen Umständen verfüttert werden.

Blauer Eisenhut

Blauer Eisenhut

Der blaue Eisenhut zählt zu den giftigsten Pflanzen in Mitteleuropa. Alle Teile der Pflanze sind stark giftig und enthalten vor allem das Alkaloid Aconitin. Das gefährliche an dieser Pflanze ist, dass schon kleine Mengen zum Tod führen können. Selbst die bloße Berührung kann schwerwiegende Folgen haben, da dies zu Betäubungserscheinungen führen kann. 

Die Pferde sterben meist durch Atemlähmung oder Kreislaufversagen, bereits nach wenigen Minuten.

Schwarze Tollkirsche

Schwarze Tollkirsche

Die schwarze Tollkirsche ist eine hochgradig giftige Pflanze und zählt zu den Nachschattengewächsen. Dabei sind nicht nur die Beeren sondern die gesamte Pflanze toxisch. Sie kommt in Bergwäldern, lichten Laubwäldern sowie an den Rändern von Waldwegen vor.

Anzeichen für eine Vergiftung sind Erregung oder Benommenheit, Durst, trockene Schleimhäute, große Pupillen, Herzrasen, Krämpfe bis hin zu Atemlähmung.

Stechapfel

Weitere giftige Nachtschattengewächse

Dazu gehören:

  • Schwarzes Bilsenkraut
  • Stechapfel

Nachtschattengewächse sind hochgiftig, da auch sie Alkaloide enthalten. Sie können zu Lähmungen im zentralen Nervensystem führen und wirken in höherer Konzentration tödlich.

Im Internet gibt es mittlerweile einige sinnvolle Datenbanken, die alle Giftpflanzen beinhalten und diese sogar nach ihrer Toxizität staffeln. Jeder Pferdehalter und -besitzer sollte sich näher mit dieser Thematik beschäftigen und nicht einfach füttern, was Bauer Heinz von nebenan eben in der Scheune liegen hat.

Neben den Gefahren auf der Weide gibt es auch eine große Anzahl an Pflanzen, die im Garten wachsen und als Abtrennungen (Hecken) oder einfach nur als Zierpflanzen gezogen werden. Auch hier ist große Vorsicht geboten! Darunter zählen unter anderem:

  • Efeu
  • Blauregen
  • Adlerfarn
  • Lebensbaum
  • Lupinien
  • Rhododendron
  • Wolfsmilcharten

und viele mehr.

Fressendes Pferd

Wissen und vorbeugen

Setzen Sie sich mit dem Thema Wiesen auseinander! Schauen Sie sich das Heu genau an, das verfüttert werden soll! 

Beginnen wir mit der Grundnahrung: Heu. Die meisten Pferde werden in ihrer Grundnahrung schon eingeschränkt indem Heu abgewogen oder nur an bestimmten Zeiten am Tag zur Verfügung steht. Viele Pferde haben lange Fresspausen, die sehr ungesund für sie und ihren Organismus sind. Das sind auch die Pferde, die dazu neigen Giftpflanzen zu fressen. Einfach aus Hunger. Und das passiert gerade den Pferden, die im Sommer 24 Stunden auf abgegrasten Wiesen stehen und kein Heu zugefüttert bekommen.

Im Winter ist das Hauptproblem, dass die meisten Pferde ihr Heu nicht wählen können. Es gibt meist portioniertes Heu von der selben Wiese. Sollten sich in diesem Heu Giftpflanzen befinden, hat das Pferd keine Chance zur Wahl, da es ja nur dieses Heu zur Verfügung hat. Hier passt der Spruch „der Hunger treibt‘s rein“. In der Wildnis streifen die Pferde dauerhaft herum und haben immer die Möglichkeit andere Wiesen zu wählen. Deswegen ist es wichtig, auch im Winter darauf zu achten den Pferden unterschiedliches Heu von verschiedenen Wiesen anzubieten.

In unserem Leitfaden rund ums Reiten geben wir weitere Informationen für Anfänger und Tipps rund um das Reiten lernen in Dresden.