Autor: Yvonne Seyfert
Yvonne Seyfert
Geschätze Lesezeit: 6 Minuten
Hufrehe erkennen, behandeln, vorbeugen
18.10.2023

Hufrehe erkennen, behandeln, vorbeugen

Meist wird im Zusammenhang mit der Hufrehe das Futter als Ursache dargestellt, das durch toxische Vorgänge im Pferd zu diesen Auswirkungen führt. Aber was ist mit allen Pferdehufen, die durch nicht physiologische Bearbeitung in ihrer Funktion eingeschränkt und gehemmt werden?

Was ist Hufrehe?

Neben der deutschen Bezeichnung gibt der lateinische den Aufschluss, um was es sich bei dieser Krankheit überhaupt handelt. Dieser heißt „laminitis“ und bedeutet „Entzündung der Laminae, also des Blättchenapparates und somit des Hufbeinträgers. Bei einer Hufrehe kommt es zur Entzündung und teilweise auch Destruktion des Hufbeinträgers. Dabei kann diese in verschiedenen Phasen ablaufen.

Pferdehuf

1. Symptomlose Initialphase

Diese Phase ist geprägt von Störungen in der Zirkulation des Blutgefäßsystems des Hufbeinträgers. Da die destruktiven Vorgänge teilweise auf molekularer Ebene ablaufen, konnten jedoch noch keine genauen Beobachtungen gemacht werden. Man geht davon aus, dass die Initialphase in ihrer Dauer von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen wären kann, bevor typische Symptome eintreten.

Pferdehuf Aufbau

2. Akuter / Suakuter Krankheitsverlauf

Wenn es besonders im Hufrückenbereich des Hufbeinträgers zu Lockerungen, Überdehnungen oder partiellen Zerreißung des Gewebes kommt, ist eine Absenkung der Hufbeinspitze die Folge. Dies kann folglich durch röntgenologische Bildaufnahmen nachgewiesen werden. Auch ist es möglich, eine Hautrinne oberhalb des Kronrandes zu ertasten, die auf eine Absenkung hindeutet. Im Verlauf kann sich diese bis hin zu einem Hufbeindurchbruch verschlimmern.

3. Chronischer Krankheitsverlauf

Je nach Entwicklung der Krankheit kann diese zu einer umfassenden Hufbeinsenkung, Hufbeinrotation sowie Hufkapselrotation führen.

4. Perakuter Krankheitsverlauf

In manchen Fällen kommt es frühzeitig zu einer totalen Funktionsstörung des Hufbeinträgers, was ein Ausschuhen zur Folge hat. Dies nennt man eine perakute Hufrehe. In allen Fällen erfolgt eine Entzündung des überlasteten Gewebes. Eine Entzündung ist ein Reparaturversuch des Körpers. Durch mehr Lokaldurchblutung und demnach erhöhten Stoffwechsel versucht sich das Gewebe zu regenerieren. Deshalb ist es so wichtig die Ursache zu finden, die zu der Entzündung geführt hat.

Nun gibt es also unterschiedliche Krankheitsverläufe, wie auch die unterschiedlichsten Ausprägungen und Anzeichen. Die Pferde zeigen oft neben allgemeinen Schmerzanzeichen vor allem einen steifen, vorsichtigen und klammen Gang, der sich bis hin zur völligen Lahmheit verschlimmern kann. Sie mögen meist keinen harten Untergrund und laufen schlechter in Wendungen. Vor allem die Hufsohle zeigt sich schmerzhaft, was durch eine Untersuchungszange getestet werden kann. Die konventionelle Therapie verläuft meist mit einem speziellen Beschlag, der die Hufe in den Trachten höher stellt. Auch ein Eingipsen und Boxenruhe sind weit verbreitet. Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass eine Rehe unheilbar ist, weshalb sie auch jeder fürchtet. Mittlerweile gibt es jedoch neue Ansichten über die Ursachen und auch eine Menge erfolgreich behandelter Pferde, die aus konventioneller Sicht als austherapiert galten.

Wie bereits erwähnt, stehen die meisten Diagnosen in Zusammenhang mit Futter und werden als „toxische Rehe“ bezeichnet. Genauso oft zeigen die meisten Pferde ausschließlich auf ihren Vorderbeinen Anzeichen einer Hufrehe. Aber wieso sollten sich Giftstoffe des Körpers einzig auf die Vorderbeine des Körpers stürzen? Die Hufe sind Ausscheideorgane der Stoffwechselendprodukte. Giftstoffe werden sozusagen über die Hufe ausgeschieden. Aber das doch dann auf alle vier Hufe verteilt und nicht nur vorn, oder?

Dies muss also darauf hindeuten, dass es noch einen viel wichtigeren Grund für eine Hufrehe an den Vorderbeinen geben muss als nur Giftstoffe und das Futter. Die Hufform und -stellung sollte genauer betrachtet werden. Für einen reibungslosen Stoffwechsel sowie gesunden Huf ist es von extremer Wichtigkeit, dass die Durchblutung im Gewebe um das Hufbein herum uneingeschränkt funktionieren kann. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn keine Hufdeformationen und Hufeisen dazu führen, dass Blutgefäße abgedrückt sowie der Hufmechanismus unterdrückt sind. Auch eine artgerechte Haltung mit 24 Stunden Auslauf und entsprechender Fütterung sind für den Stoffwechsel des Pferdes von größter Bedeutung! Wenn die Darmflora des Pferdes aufgrund zu wenig Raufutter oder zu hohen Gaben konzentrierten Kraftfutters gestört wird kann dies dann tatsächlich über die mechanisch verursachte Hufrehe hinaus zu einer toxischen Rehe führen, da wichtige und für das Pferd bedeutende Mikroorganismen im Darm absterben und eine Art Leichengift produzieren.

Vorsicht bei Schmerzmitteln

Wichtig

Oft wird zur Therapie von chronischer Hufrehe über einen größeren Zeitraum Schmerzmittel verabreicht. Bekannt ist jedoch, dass die Gabe von Schmerzmitteln von mehr als 4 Tagen zu irreversiblen Zellschäden führen kann. Darüber hinaus werden die Medikamente über die Leber und Nieren des Pferdekörpers verarbeitet und können diese dabei massiv schädigen. Dies dürfte den Heilungsprozess einer Hufrehe leider nicht positiv beeinflussen. Darüber hinaus kann es dazu führen, dass die Pferde sich aufgrund des gehemmten Schmerzempfindens überlasten und damit weitere Zerstörungen des Hufbeinträgers stattfinden.

Fundiertes Wissen hilft Hufrehe vorzubeugen

Aus Unwissenheit über physiologische Abläufe im Pferdekörper und speziell der Hufe werden Erkrankungen dieser immer häufiger. Auch die Therapie gestaltet sich aufgrund von mangelnden gut ausgebildeten Therapeuten als schwierig.

Deshalb ist es umso wichtiger als Pferdebesitzer die Vorgänge in einem Huf sowie die Auswirkungen von Eisen zu kennen. Dies ist nunmehr auch bei der Suche nach einem geeigneten Huftherapeuten von größter Bedeutung. Dazu gibt es ganzjährig in Deutschland verschiedene Hufseminare von den unterschiedlichsten Organisationen und Gemeinschaften.

Wir können Seminare der Hufklinik Eifel nur wärmstens empfehlen! Das Huftherapie- und Trainingszentrum Eifel beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Erkrankungen der Hufe und konnte bereits viele konventionell austherapierte Pferde erfolgreich behandeln.

→ EIPP - Europäisches Institut für Pferdephsychologie

TIPP

Für Tiere mit Hufproblemen sollten Sie passende Pferdeeinstreu verwenden, die die Hufe schonen.