Autor: Sascha Seyfert
Sascha Seyfert
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Abgasanlagen für Kamin und Ofen
15.11.2022

Abgasanlagen für Kamin und Ofen

Der Schornstein bildet mit dem Kamin eine Einheit und ist für seinen optimalen Betrieb verantwortlich. Daher unterliegt die Abgasanlage strengen Vorschriften. Denn durch das gut durchdachte System werden die entstehenden Rauchgase nach draußen abgeleitet. Das ist nicht nur erforderlich, damit der Kamin bestmöglich Wärme produziert und sich kein Ruß absetzt. Es verhindert zudem eine potenziell gefährliche Rauchentwicklung im Wohnraum. Manche Anlagen sind fest verbaut, andere nachträglich an der Außenwand angebracht.

Das wichtigste Kriterium für die Auswahl von Material und Bauart der Abgasanlage ist die erwartete Temperaturbelastung durch den Brennstoff, der im Kamin oder Ofen verwendet wird. Davon ausgehend nutzt man Schornsteine und Abgasleitungen. Beides fällt unter den Oberbegriff «Abgasanlage». Umgangssprachlich sind die Begriffe allerdings nicht streng getrennt. Sollten daher beim Gespräch mit dem Fachmann Unklarheiten auftreten, sollten Sie sich nicht scheuen, nachzufragen.

Welche Abgasanlage eignet sich für welchen Zweck?

Mehrschalige Abgasanlagen

Dabei wird grundlegend zwischen ein-, zwei- und dreischaligen Schornsteinen unterschieden. Eingesetzt werden inzwischen aber nur noch die zwei- und dreischaligen Abgasanlagen. Die aus Leichtbetonformsteinen gebauten, einschaligen Abgasanlagen mit einem einzigen, nicht brennbaren Schacht, sind nicht so gut vor Verschleiß durch aggressive Rauchbestandteile, Wetter und Temperaturschwankungen geschützt. Anders bei zweischaligen Anlagen: Hier wird in diesen Schacht ein Innenrohr, meistens aus Edelstahl, eingesetzt. Die Materialstärken liegen zwischen 0,4 Millimeter und 0,6 mm Millimeter und sind für viele Brennstoffe geeignet. Dreischalige Anlagen haben zusätzlich eine spezielle Dämmung zwischen äußerem Mantelstein und Innenrohr. Das macht sie gerade für Niedrigenergiehäuser interessant.

Bei allen Varianten gelten Richtlinien für die Durchmesser, die ein Rohr oder ein Schornsteinquerschnitt haben sollte. So rechnet man bei rechteckigen Anlagen mit Maßen von 13,5 × 13,5 Zentimeter, bei runden Modellen mit einem Durchmesser von mindestens 13 Zentimetern. Dabei dürfen die Anlagen nicht anderweitig als zum Zweck der Abgasanlage genutzt werden.

Natürlicher Abgas-Auftrieb

Die meisten Abgasanlagen funktionieren durch den Naturzug. Das bedeutet, dass durch den Temperaturunterschied von Außenluft und Heizgas ein Auftrieb entsteht, der die Abgase durch den Schornstein nach draußen zieht. Je länger die Abgasanlage ist, desto stärker wirkt der Auftrieb und umso besser werden die Abgase aus dem Ofen geleitet. Bei einer Abgasanlage über vier Meter funktioniert die Belüftung ohne zusätzliche Hilfsmittel.

Wetter und Abgase belasten das Baumaterial, weswegen man hier immer auf Qualität schauen sollte. Achten Sie beim Kauf einer Anlage auf seine Korrosionswiderstandsfähigkeit, die sich in die Klassen VM, V1, V2, V3 und V4 unterteilen lässt. Je höher die Zahl, umso besser ist die Qualität des Materials.

Abgasanlage am Haus im Winter

Einbau der Abgasanlage

Schon beim Einbau ist ein entscheidender Faktor für den optimalen Betrieb, dass die jeweilige Abgasanlage auf die Betriebsweise der Feuerstätte und den dazugehörigen Brennstoff eingestellt ist. Der nachträgliche Einbau einer Abgasanlage kann mitunter teuer und aufwändig sein. Daher kann es sich bei einem Neubau lohnen, eine Abgasanlage einzuplanen, auch wenn Ofen oder Kamin selbst noch nicht vorhanden sind.

Sollten Sie nachrüsten wollen, sind Rohre aus Aluminium, die an der Außenwand verlegt werden, häufig die kostengünstigste Alternative. Am Ende ist das aber eine Frage des Geschmacks. Nicht jeder mag die moderne Optik des Rohrs an der Fassade. Hier ist Fingerspitzengefühl beim Einbau gefragt. Damit ein einfacher Wechsel der Betriebsweise oder des Brennstoffes problemlos möglich ist, empfehlen Experten häufig, Abgasanlagen beim Einbau möglichst variabel auszuwählen.

TIPP

Beim Einbau einer Abgasanlage sollte man als Hausbesitzer den Faktor Schall ansprechen. Denn so, wie unsere Wohnräume immer ruhiger werden, umso mehr empfinden wir Geräusche als störend. Typische Geräusche, die sich aus der Heizanlage oder durch die Wärmeentwicklung im Rohr übertragen, können unangenehm laut sein. Durch verschiedene bautechnische Maßnahmen lassen sich diese vermeiden. Sprechen Sie dazu mit der Fachfirma!

Brennstoffe für Kamin

Der Brennstoff bestimmt die Anforderungen an die Abgasanlage

Abgasleitungen werden in der Regel verwendet, wenn eine geschlossene Gas- oder Ölheizung eingebaut wird. Bei komplexen Heizanlagen mit flüssigen Brennstoffen wie Erdöl oder Erdgas wird meistens eine Abgasleitung aus Edelstahl, Keramik, Glas, Aluminium oder Kunststoff verwendet, die nicht rußfest sein muss. In vielen Häusern ist neben diesen geschlossenen Heizsystemen aber auch ein Holzofen oder ein Kamin im Haus installiert. Die Kombination beider Heizarten wird sogar immer beliebter.

In aller Regel gilt: Schornsteine lassen sich häufig mehrfach belegen. Das ist wichtig für Gebäude, in denen zum Beispiel im Erdgeschoss und Obergeschoss jeweils eine Feuerstelle angeschlossen werden soll oder Reihenhäuser, die sich einen in der Mitte liegenden Schornstein teilen. Doch dazu sollten Sie in jedem Fall Ihrem Bezirksschornsteinfeger einbinden. Er misst, ob die Abgasanlage breit oder lang genug ist, sowie welche Brennstoffe und Kaminmodelle miteinander kombiniert werden dürfen. So dürfen zum Beispiel keine Kaminöfen mit Öl- oder Gasheizungsschornsteinen kombiniert werden.

Gesetze und Vorgaben zu Abgasanlagen

Damit ein gemütlicher offener Kamin oder ein geschlossener Kaminofen Wärme spenden können, ist es wichtig, eine einwandfrei funktionierende Abgasanlage zu haben. Es gibt konkrete gesetzliche Vorgaben zu den korrekten Abgasanlagen. Nach dem ordnungsgemäßen Einbau durch eine Fachfirma wird die Anlage von einem Schornsteinfeger geprüft und danach in regelmäßigen Abständen gereinigt und geprüft.

Warum ist das wichtig? Sie stellt sicher, dass das Ablüften der Abgase optimal funktioniert, das Wärmepotential des Kamins ausgeschöpft wird und sich keine gesundheitsschädlichen Gase im Wohnraum entwickeln können. Dazu kann es in manchen Fällen notwendig sein, einen zusätzlichen Filter in den Schornstein einzubauen. Um ganz sicher zu sein, empfiehlt sich, einen CO2-Melder über den Öfen anzubringen.